Sorry
für die Verspätung des gestrigen
Updates. Wir hatten unseren Bericht
gestern Nacht um 23.30 Uhr fertiggestellt.
Dann sind wir schnell aus dem Hotel
gestürmt und haben das nächste
ISDN-Telefon gesucht.
Nachdem
wir durch einge verwinkelte Strassen
gezogen sind, fanden wir uns im
Vergnügungsviertel von Sendai wieder.
Vor uns das graue Telefon. Also wir nichts
wie rein.
Um
die Telefonzelle streunten viele dunkle
Gestalten. Wir hatten das erste Mal ein
mulmiges Gefuehl in Japan, aber. trotz
aller Bedenken - das Notebook
eingestöpselt und
gestartet.
Mittlerweile
wurden wir von mindestens fünf
Schatten der Unterwelt beobachtet.
Erster Einwahlversuch: Passwort nicht
korrekt.
Mist, nochmal alles neu eingeben und
anwählen. Wieder nichts.
Ein dritter Versuch mit anderer
Telefonnummer: Fehlanzeige.
Während
wir berieten, wie wir es doch noch
schaffen könnten, Euch mit den neuen
Informatioen zu versorgen, baute sich ein
übel aussehender Typ vor der
Telefonzellentür auf. Mist, jetzt
gibt es Ärger.
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Er
griff in seine Umhängetasche - das
Panik-P in unseren Augen wurde
grösser. Sven fuhr schnell das
Notebook herunter - der Typ zückte
einen dicken Stapel kleiner bunter Zettel
aus seiner Tasche und fing an, sie von
aussen an der Scheibe zu
befestigen.
Nachdem
er die ganze Scheibe zugepflastert hatte,
verschwand er in der
Dunkelheit.
Als
wir die Zelle verliessen, sahen wir das
Werk seiner Klebekunst: Fotos von
dürftig bekleideten Frauen mit fett
eingedruckten Telefonnummern.
Aha,
deshalb also die
Heimlichtuerei.
Jetzt
bemerkten wir, dass mittlerweile die ganze
Strassenecke vollgeklebt war. Kein
Schaufenster und keine Strassenlaterne
wurde ausgelassen. Unübertrieben
haben die Jungs innerhalb von 15 Minuten
an der Kreuzung mindestens 2.000 Zettel
verklebt.
Um
nicht in eine unangenehme Lage zu geraten,
haben wir davon keine Fotos gemacht.
Deshalb leider nur Text, aber das
fördert ja Eure Fantasie.
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Am
nächsten Morgen stapften wir, nun
mittlerweile routinemaessig, zum
Hauptbahnhof. Anderer Ort, gleiches
Ritual.
Dabei
kamen wir an dieser Tatami-Manufaktur
vorbei. Endlich bekamen wir zu sehen, wie
die Ruhestätte der letzten sieben
Nächte gefertigt wird. Fast alles
Handarbeit.
Dabei
soll dieser Hersteller mit seinen
fünf Mitarbeitern schon zu den
grösseren Betrieben
gehören.
So
eine Tatami-Matte kostet ab 20.000 Yen
(ca. 400,- DM) wie für fast alles in
Japan gibt es nach oben hin kein
Preislimit.
Ein
altes (aber chauvinistisches) japanisches
Sprichwort sagt: `Neuer Tatami und neue
Frau sind gut!`
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Vom
Bahnhof fuhren wir ca. 50 Minuten mit dem
regionalen JR-Zug nach Matsushima. Dieser
Ort liegt an der Pazifikküste und ist
als Fischerort bekannt.
Die
ca. 260 vorgelagerten kleinen Inseln sind
wie Kleckse im Meer verteilt und erinnern
an Eindrücke aus Thailand.
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Beim
Durchqueren der Region fallen die vielen
in den Fels geschlagenen Höhlen auf.
In den meisten dieser Höhlen befinden
sich steinerne Buddha-Statuen, die mit
bunten Gewändern, Blumen oder
Geldmünzen geschmückt sind.
Auch dieser Anblick passte nicht in unser
bisheriges Japan-Bild.
Den
Anblick dieser zugewachsenen Treppe
hätten wir eher im
südamerikanische Regenwald an einer
alten Inkagrabstätte
erwartet.
Matsushima
hat ein sehr kontrastreiches Gesicht, das
dem uns bisher bekannten Japan einige neue
Facetten hinzugefügt hat.
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Diese
252 m lange rote Brücke verbindet die
Insel Fukuurajima mit dem Festland und ist
die einzige Fussgänger-Toll-Bridge,
die wir kennen.
Allerdings
sind die 200 Yen (ca. 4,- DM) pro Person
gut angelegt. Von der Insel hat man einen
sehr schönen Panoramablick über
die Bucht von Matsushima.
Dafür
haben wir uns lieber die Schiffsfahrt in
die Bucht für immerhin 1.400 Yen (ca.
28,- DM p.P.) geschenkt.
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Die
Insel Fukuurajima ist ein natürlicher
botanischer Garten mit mehr als 250
verschiedenen Pflanzenarten und in ihrer
Naturbelassenheit ein enormer Gegensatz zu
den `gestylten` Gärten von Kanazawa
vor ein paar Tagen.
Im
Schatten der Bäume machte die
Erkundung der Insel viel Spass.
Wir
waren uns einig, dass sich die Fahrt nach
Matsushima sehr gelohnt hat und vom
dortigen Informationszentrum viel für
die Besucher getan wird.
Sogar
eine Gruppe von Freiwilligen steht zur
Verfügung, um Interessierte durch die
Stadt zu führen. Leider hatten wir
nicht genug Zeit, dieses Angebot
anzunehmen.
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Nachdem
wir uns reichlich Hunger erlaufen hatten,
kehrten wir in einem kleinen Restaurant
ein.
Zugegeben:
erst hatten wir einige Bedenken in Bezug
auf die Hygiene. Deshalb bestellten wir
nicht der Temperatur angepasst Soba (kalte
Nudeln) sondern nur erhitzte Gerichte:
Zwei Nudelsuppen mit Tempura, eine
chinesische Nudelsuppe und gegrilltes
Rindfleisch.
In
traditionellen Restaurants in Japan
hängt die Speisekarte oft in Form
kleiner länglicher Zettel an den
Wänden. So muss sich der Gast erst
durch eine 360 Grad Kopfdrehung einen
Überblick über das Speiseangebot
verschaffen.
Hier
seht Ihr einen Teil des Angebotes im
Hintergrund.
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Nach
Aufnahme unserer Bestellungen legte sich
Familie Kitajo richtig ins
Zeug.
In
ihrer kleinen Küche kochten,
brutzelten und frittierten die Eheleute
unsere Order ausschliesslich von frischen
Zutaten.
Die
drei Suppen und Nudelgerichte waren nach
15 Minuten zubereitet.
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Dann
wurde Sven an den Tisch neben uns
umgesetzt:
`Ihr braucht mehr Platz`, sagte Herr
Kitajo.
Dann stellte er den Holzkohlegrill auf den
Tisch.
Das Fleisch muss man selber grillen, es
wird aber so dünn geschnitten, dass
es in ganz kurzer Zeit gegrillt
war.
Dieses
Gericht wird hier wohl sehr oft bestellt,
da sich die erhebliche Rauchentwicklung
schon tausendfach an den Wänden
niedergeschlagen hat. Die Verfärbung
um den Ventilator gleicht der Farbe von
Holzkohle, gibt dem Restaurant Taishoie
seinen besonderen Charme.
Es
war alles sehr köstlich und dazu noch
eine der günstigsten warmen
Mahlzeiten, die wir hier bis jetzt
gegessen haben.
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Beim
Zwischenstop in Sendai erfüllten wir
uns noch einen lange gehegten Wunsch: Wir
spielten Pachinko !
Bisher
sind wir zwar schon oft an diesen
Spielhallen, aus denen der Lärm bis
auf die Strasse drang, vorbeigegangen,
hatten uns aber noch nicht
hineingewagt.
Zu
viert sind wir aber unglaublich stark und
deshalb überschritten wir die
Schwelle hinter den falschen
Blumengestecken und den farbenfrohen
Werbungs-Fahnen.
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Drinnen
empfing uns ohrenbetaeubender Lärm -
nicht nur von den unzähligen kleinen
Metallkugeln, die durch die Maschinen
klimperten, sondern zusätzlich noch
von lauter Rockmusik.
In
langen Reihen sassen die Spieler vor den
Pachinko-Maschinen Seite an Seite und
starrten gebannt auf den Weg der Kugeln,
die ihnen Reichtum bringen
sollten.
Zu
ihren Füssen standen bis zu vier oder
fünf Plastikwannen, gefüllt mit
den metallenen Geschossen.
Nachdem
wir das Prinzip so in etwa verstanden
hatten, wollten wir auch selbst einmal
spielen.1.000 Yen (ca. 20,- DM) mussten
wir als Mindesteinsatz berappen, um unser
Glück zu versuchen. Dafür gab es
eine kleine Plastikkarte aus einem
Automaten, die man in eine
Pachinko-Maschine stecken muss.
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Sofort
klackerten Metallkugeln in eine
Auffangschale. Viel Geschick gehört
dann nicht mehr dazu, an einem Rad zu
drehen und damit Kugel nach Kugel auf die
Reise zu schicken (der erfahrene Herr zu
unserer Rechten hatte das Rad mit zwei 10
Yen-Muenzen festgeklemmt und diese
Aufgaben damit automatisiert).
Nach
ca. 5 Minuten war das Thema durch und das
Geld verspielt. Irgenwie kam richtiges
Spielfieber bei uns nicht auf. Wir
verliessen die `Spielhölle` mit
dröhnenden Köpfen vom vielen
Lärm und stinkenden Klamotten von
Zigarettenrauch der vielen
Spieler.
Interessant
waren für uns die vielen
Ledertaschen, Uhren und andere Gewinne,
die am Ausgang aufgebaut waren.
Da es verboten ist, um Geld zu spielen,
bekommt man derartige Gewinne
ausgehändigt. (Es soll aber ganz in
der Nähe so eine Art Pfandleihe
geben, die die Gewinne gegen Yen
eintauscht. Findig, findig!)
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Und
als Special:
Unsere
tägliche Frage: Bist Du ein
Japan-Experte?
(Besonderheiten
und Kuriositäten im täglichen
Ratespiel)
7)
Was ist das Objekt auf dem Foto
?
(Auflösung
gibts beim Klick aufs Foto)
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