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Reisebericht-Übersicht

 

Tag 9

Die Nächte werden immer länger!
Gestern haben wir unseren Bericht erst um 1.00 Uhr fertiggestellt. Beim Upload ging dann alles schief !

Unsere Software generiert nur die Seiten ohne die Zuordnung der Fotos. Also neue Software runtergeladen und alles manuell geladen. Wir waren erst um 3.30 Uhr im Bett.

Um 8.55 Uhr noch in unseren tiefsten Träumen wurden wir unsanft geweckt.

Lautes Krachen und heftiges Schütteln riss uns aus dem Schlaf.
Was soll der Lärm? Aber es war kein Schuldiger zu finden.
Ein Erdbeben der Stärke 4.5 nahe Yokohama / Tokyo war der ungebetene `wake up call`

So richtig konnten wir nicht wieder einschlafen. Eine Stunde später störte dann ein Nachbeben (2.5) unsere Frühstücksrunde. Ziemlich unheimlich, aber für Japaner gehört das zum Alltag. Auf dem Foto seht Ihr, wie der Geschirrschrank gesichert wird, damit nichts herausfällt

Von der Aufregung erholt, stand uns ein ereignisreicher Tag bevor.

Wir durften als einzige Ausländer an einem Omatsuri (japanisches Sommerfest) teilnehmen.

Hier werden sehr alte und aufwendig mit Gold geschmückte Tragschreine (`Mikoshi`) auf Schultern durch die Strassen des Stadtteils GETRAGEN!

Diese besondere Ehre haben wir Mitsuo zu verdanken, der sich für unsere Teilnahme eingesetzt hat.

In grosser Erwartung und voller traditioneller Montur warten wir gespannt auf die Dinge die das kommen sollen...

Der `Mikoshi` wird von einer grossen Gruppe von Freiwilligen getragen. Ganz vorne laufen immer diejenigen, deren Stadtteil gerade durchquert wird.

Es ist eine grosse Ehre, an diesem Fest teilzunehmen, aber auch eine grosse Verantwortung. Unser Mikoshi soll einen Wert von 2 Millionen DM haben !

Eine genaue Aussage zum Gewicht haben wir nicht bekommen. Spekulationen der Träger lagen aber zwischen 1.000 und 2.000 kg.
Nach einer halben Stunde waren wir uns aber sehr sicher, dass es mindestens 2.000 kg sein müssen.

Durchschnittlich tragen ca. 40 Männer gleichzeitig. Dahinter läuft dann noch eine Gruppe von 20, um `müde Krieger` abzulösen.
Um sich gegenseitig aufzuputschen, schreit man im rhythmischen Kanon abwechselnd energisch `Hurriya` und `Saya`.

Während Steve hier zu Beginn noch für die Kamera lachte, zeigten sich die wahren Strapazen besser in den etwas verkniffenen Gesichtern von Sven und Marco.

Ab und an gab es eine kurze Pause, der Mikoshi wurd auf Ständern abgesetzt und es gab Sake und kalten Tee zur Stärkung.

Bei Temperaturen von mehr als 30 Grad Celsius und einer Luftfeuchtigkeit von 80 bis 90% eine wahre Labsal.

Nach 5 Stunden (!) ging das Spektakel dem Höhepunkt entgegen. Wir trafen im Zentrum mit vier weiteren Mikoshi zusammen und die Schar der Zuschauer erreichte Tour de France Charakter.

Es herrschte eine tolle Stimmung und letzte Kräfte wurden mobilisiert.

Besonders schön fanden wir, dass die Strassen mit Papierlampions geschmückt waren und uns traditionelle Musik begleitete.

Auch viele Zuschauerinnen hatten sich in traditionellen Kimonos herausgeputzt und ältere Herren, die den Strapazen nicht mehr gewachsen waren, trugen Ihre Mikoshi-Gewänder aus vergangenen Jahren.

Ein super Erlebnis, das uns körperlich absolut an die Grenze des Machbaren geführt hat. Alle Beteiligten haben sich aber gegenseitig so angespornt, dass es ein riesen Spass war - insbesondere im Rückblick!

Für den Rest des Tages wollten wir aber lieber anderen bei der Arbeit zusehen ...

Wir hatten grosses Glueck:
das Finale der Sumo-Ringkämpfe von Tokyo war in diesen Tagen in vollem Gange.

Karten haben wir fuer ca. 60,- DM pro Person gekauft; denn diesen typisch japanischen Leckerbissen wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen.

Die Veranstaltung begann gegen 15.00 Uhr, wir waren - anders als die meisten anderen Zuschauer - ziemlich pünktlich. Vor der Halle säumten jede Menge Schaulustiger die Strasse auf der sich die Sumo-Idole schweren Schrittes, in traditionellen Gewändern und auf Holzlatschen zu Ihrer Arbeitsstätte begaben.

Hatten die schwer zu schleppen !

Die Halle füllte sich nach und nach etwas mehr und die noch relativ unbedeutenden Kämpfe begannen.

Das gab uns Gelegenheit, das Prinzip dieser Ringkaempfe etwas zu studieren. Es soll übrigens 70 verschiedene Techniken geben, mit denen man seinen Gegner besiegen, das heisst, ihn aus dem Ring befördern kann.

Einige der Kämpfer waren deutlich beliebter als andere, was man an den Reaktionen der Zuschauer deutlich merkte. Vielleicht lag es daran, dass sie etwas mehr Show beim Werfen des Salzes vor Kampfbeginn auf die Matte brachten?

Die teuren Sitze in den ersten Reihen füllten sich immer mehr, jetzt kam sogar der japanische Ministerpräsident Mori mit zwei Polizisten zur Bewachung an seinen Platz.

 

 

Die schwereren und erfahrenen Sumo-Kämpfer sorgten nun für deutlich stärkere Reaktionen des Publikums, das sich wieder mehr dem Geschehen im Ring zuwand und das Picknick auf den Sitzmatten beendete.

Ab und an wurde einer der schweren Männer aus dem Ring direkt in die ersten Reihen der Zuschauer befördert, wir hatten um eine alte Dame in der zweiten Reihe schon richtig Angst. Zweimal entging sie äusserst knapp Verletzungen.

Wir machten uns inzwischen auf von unseren Plätzen ganz oben unter dem Hallendach in einen der Gänge viel näher am Ring. Schliesslich wollten wir quasi aus der ersten Reihe mitverfolgen, ob der grosse Favorit und Publikumsliebling Musashimaru mit einem Sieg im heutigen Kampf zum Gewinner der gesamten Veranstaltungsreihe wird. (Er bschaffte das natürlich!)

Sorry, wir sind schon wieder beim Essen. Aber dieser Izakaya im Tokioter Stadtteil Kichijoji (gleichnamige Bahnstation) war einfacht eine Wucht.

Und ohne unseren Hinweis würde ihn sicher kaum jemand finden. Von draussen keine Werbung oder Schilder, es geht draussen an einem Hochhaus eine Treppe ziemlich weit hinunter zum Keller. Auch dort keine Ausschilderung, die Tür öffnete sich zu sehr gemütlich eingerichteten Kellerräumen.

Viele junge Leute dort, die Bedienung ruft sich lautstark die Orders zu, direkt am Tresen sitzen viele - dort, wo auch ein Grossteil des Essens zubereitet wird.

Das Essen war Spitze: habt Ihr schon einmal Thunfisch-Rippchen probiert? Eine wahre Delikatesse - wir waren uns alle einig. Zart und ein Geschmack fast wie Fleisch -  muss man einfach probieren.

 

Wir wollen Euch hier nicht den Mund wässrig machen, nur soviel noch: Glücklicherweise hatten wir Hiroe mit, die die Speisekarten lesen konnte. Aber auch ohne japanisch sprechende Begleitung kann man eigentlich sehr gut klarkommen.

Die Bedienung in den Restaurants ist immer sehr bemüht, es allen Gästen recht zu machen, man reisst sich fast ein Bein aus.

Und in diesem Restaurant hilft das Sitzen am Tresen ungemein: so sieht man nämlich das Essen wie es zubereitet wird und kann mit Zeigen ohne Probleme bestellen.
(Shirubey, 1-15-14 Kichijoji Minami-cho
Musashinoshi, Tokyo)



Und als Special:

Unsere tägliche Frage: Bist Du ein Japan-Experte?

(Besonderheiten und Kuriositäten im töglichen Ratespiel)

9) Was ist das Objekt auf dem Foto ?

(Auflösung gibts beim Klick aufs Foto)

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